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First Light mit dem GSO 200/1000

Beobachtungsbericht vom 28.01.2006

Das gibt es selten, am Vorabend nach der Arbeit war er da, und ich konnte mich schonmal mit dem deutlich größeren 8" / f 5 GSO Newton vertraut machen. Und gleich einen Abend später hat man einen klaren Himmel für ein First Light. Soweit zu dem weit verbreiteten Mythos, beim Kauf eines Teleskops gibt es immer erstmal mindestens eine Woche schlechtes Wetter.

Ich kam gegen 20:15 Uhr an meinem Beobachtungsort in Brelingen an. Die Voraussetzungen schienen, bis auf die Kälte von -5° bei voraussichtlich weiter sinkenden Temperaturen, gut. Die Visuelle Grenzhelligkeit war mindestens bei 5 mag, die Milchstraße war gut, aber nicht überdeutlich zu erkennen. Es lag etwas Schnee und schien dunstig in der Atmosphäre zu sein, was sich aber schnell auflöste; etwa Seeing 2 nach Antoniadi.
Leider vergass ich vorm Abbau zum Schluss noch ein paar Fotos vom Equipment zu machen und kann somit keine fotografische Impression vom First Light bieten. Ein Bild aus einer anderen Nacht muss hier genügen.

Ich justierte mittels Laserkolli nochmal nach, und auch im Dunkeln macht die Justage an dem GSO richtig Freude. Den GSO kann ich zum Abkühlen während der Vorbereitungen nicht draußen lagern, da ich für ihn noch keine Tasche habe. Der Transport war trotzdem problemlos, sicher lag der Tubus auf der weichen Rückbank meines VW Polo. Dank der beidseitig angebrachten Prismenschienen, lässt er sich auch sehr gut auf der Rückbank platzieren und ist auch sonst beim Tragen gut zu handhaben.

Das First Light sollte mit einem 40mm Superplössl am Orion Nebel M42 erfolgen. Ich wusste, daß ich wegen der großen Austrittspupille hier Licht verschenke, aber ich wollte erstmal ein großes Gesichtsfeld. Der kurzbauende 2 Zoll OAZ nach Crayford Prinzip ist fotooptimiert ausgelegt. Es war erfreulicherweise eine Verlängerungshülse mitgeliefert worden, ohne die man visuell nicht in den Fokus kommt. Bei allen weiter verwendeten Okularen war die Verlängerungshülse notwendig. Die ganze Nacht ließ ich den kaum hörbaren und absolut vibrationsfreien Spiegellüfter laufen.

Störende Förster, M42 und Plejaden

Leider blendeten mich bei meinem ersten First Light zwei Förster, die mit dem Auto über dieses Feld zum nahegelegenen Wald wollten. Daher war mein erster Blick auf den Orion Nebel auch nicht sonderlich toll. Schade, ich hätte mir ein besseres First Light Erlebnis gewünscht.

Nachdem sich meine Augen wieder etwas erholt hatten konnte es weitergehen. Als erstes fiel mir auf, daß bei der längeren Brennweite des GSO der exakte Fokus beim 40mm Plössl und auch beim 25mm Kellner besser erkennbar ist, als beim 6" f 5 Skywatcher. In einem 9mm Plössl waren leichte Strukturen in M42 erkennbar und der Nebel hob sich schön kontrastreich vom dunklen Himmel ab. Das Newtonkoma fiel mir auch deutlicher auf. Die Sterne waren etwas "matschig", der Tubus hatte nun 40 min. Auskühlung, das ist trotz Lüfter und BK7 Spiegelmaterial wohl noch nicht genug.

Nun war ich auf die Plejaden gespannt. Langsam kehrte meine Dunkeladaption wieder und tatsächlich, bei den Plejaden waren doch wirklich ansatzweise die schwachen Nebel um die Sterne wahrnehmbar. Das 40mm Super Plössl, das beim Skywatcher eher lichtschwächer wirkte und daher ungenutzt blieb kam beim GSO trotz der großen Austrittspupille nur noch zum Einsatz. Es bildete die Sterne schön punktförmig ab, zeigte aber schon ab 60% des Gesichtsfelds eine deutliche Koma. Das 25mm Kellner ist einfach beim GSO zu schlecht und hat ein zu kleines Gesichtsfeld, die Sterne ziehen leichte Schweife und wirken nicht richtig scharf. Mein nächster Wunsch wird sicher ein 2 Zoll 32mm Weitwinkelokular sein, vorerst war das 40mm Plössl aber ein schöner Einstieg.

Saturn

Nun nach etwa einer Stunde schien sich der Spiegel einigermaßen angepasst zu haben. Also: Saturn. Saturn stand genau in dem Sternhaufen Präsepe, ein toller Anblick im Sucher. Das Gesichtsfeld im 40mm Plössl reichte leider nicht um diesen Anblick einzufangen.

Nun tastete ich mich langsam an höhere Vergrößerungen heran. Im 9mm Super Plössl Okular war Saturn eine Wucht. Man muss hier schon sehr genau fokussieren,
da bei der Helligkeit des Planeten sonst leicht Doppelbilder entstehen, außerdem musste ich mich auch an den neuen sehr feinfühligen OAZ erstmal gewöhnen und ich war es auch gar nicht mehr gewohnt manuell zu fokussieren, da ich am Skywatcher einen Motor dafür hatte.

Mit einem 6mm Super Plössl war ich ebenfalls begeistert. Mit meinem billigen 3,6mm Kellner Okular für Maximalvergrößerungen war ich geplättet. Atmosphärenbänder, Rillen in den Saturnringen, der C Ring und die Cassini Teilung fast umlaufend waren da zu sehen. Überrascht war ich, das Thetis, Rhea und Dione immer noch sichtbar waren. Mit 6" Öffnung bei ähnlich naher Stellung der Monde zum Planeten, konnte ich sie bei dem 3,6mm Kellner nicht mehr sehen.

Jetzt zur absoluten Höchstvergrößerung mit dem 3,6mm Kellner und einer 1,5 fach Barlow, also 416 fache Vergrößerung!!! Das Seeing schlug bei dieser Vergrößerung natürlich gnadenlos zu, aber in den Momenten, wo das Bild kurz aufhörte zu wabern, konnte ich erkennen, daß es immer noch gestochen scharf war. Auch die Monde waren noch sichtbar. Ich war begeistert. Der GSO war übrigens mit dem 63mm Fangspiegel ausgerüstet, hatte also ca. 32% Obstruktion.

Sterntest, M42 mit UHC Filter

Ein Sterntest an Beta Tauri ( 1.65 mag) mit einem 6mm Super Plössl zeigte intra- wie extrafokal fast identische Abbildungen: Ein schwarzer "Kern", dann ein heller Ring, 3 schwächere Ringe und außen wieder ein heller Ring. Die Ringe klar abgegrenzt und bis auf die Dellen der Hauptspiegelhalterungen kreisrund, intrafokal etwas unschärfer. Eine saubere Optik.

Nun folgte noch ein Versuch mit dem 40mm Superplössl und UHC Filter am Orionnebel. Nun waren die Augen besser an die Dunkelheit angepasst und mir verschlug es den Atem....was sich da für ein riesiges Nebelfeld bot, es sah wunderschön aus. Details waren nicht so auffällig, dafür wirkte M42 viel weiträumiger als mit 6" und der UHC Filter schien hier deutlich besser seine Wirkung entfalten zu können. Die vier Trapezsterne im Kern waren jetzt schon aufgelöst. Das 25mm Kellner war wieder enttäuschend. Das 9mm S-Plössl bot ohne UHC schon tolle Details, aber mit UHC zeigten sich richtige Filamente im Nebel. Also 2" mehr Öffnung helfen dem UHC schon ganz schön auf die Sprünge.

Saturn hatte nun seine höchste Position erreicht und ich wiederholte nochmal die Tests am Saturn mit etwas besserem Ergebnis.

Nun kamen die Förster leider wieder zurück und meine Dunkeladaption war wieder dahin. Trotzdem versuchte ich nochmal M51 zu betrachten. Die Galaxie war jetzt trotz gestörter Dunkeladaption nicht mehr nur schwach sichtbar wie mit 6", sondern schon deutlich sichtbar. Spiralarme konnte ich nicht ausmachen, denn nun ließ auch langsam die Konzentration nach. Meine Füsse waren Eisklumpen und ich begann den Abbau gegen 1:30 Uhr.

Am Himmel gingen die Wintersternbilder Orion und Stier unter, der Frühling mit Löwe und Jungfrau kündigte sich an.
Ein gelungenes First Light, trotz der Förster.