Die Baldina ist eine der ersten Kleinbildkameras aus den 30er Jahren, mit denen der Siegeszug des 35mm Kleinbildfilms seinen
Anfang nahm. Neben den legendären Leica und Contax Kameras wurden noch viele der ersten Kleinbildkameras als Faltkameras wie
ihre großen Mittelformatschwestern gebaut, so auch diese Baldina. Bis in die Mitte der 50er Jahre wurden noch Kleinbildfaltkameras
produziert, bis diese von den starren Kamerasystemen mit geringerer technischer Anfälligkeit verdrängt wurden.
Vor dem 2. Weltkrieg wurde die Kamera einheitlich unter dem Namen Baldina in Dresden produziert. Nach dem Krieg wurde sie
unter diesem Namen noch bis 1950 in Dresden hergestellt. Danach wurde der Dresdener Betrieb in VEB Belca umbenannt und
die Kamera noch unter dem Namen Beltica weiter hergestellt. In dem neuen Balda Kamerawerk in Bünde/Westfalen wurde die Kamera
1948 unter den Namen Baldini und Baldette neu aufgelegt, jedoch schon 1950 baulich auffällig verändert. Baugleich ist auch die
Vorkriegskamera Jubilette, die als günstige Variante der Baldina meist mit einfachen Tripletlinsen ausgestattet war.
Von der Baldina gab es dann auch noch die Super Baldina aus der Vorkriegszeit mit gekoppeltem Entfernungsmesser.
Abgesehen von diesen zeitlichen und namentlichen Unterschieden, wurden alle Kameras mit vielen unterschiedlichen Kombinationen
von Objektiv und Verschluss hergestellt, wodurch man sie schon einigermaßen zuordnen kann. Eine genaue Klassifizierung der
Kamera erfolgt zusätzlich durch Details im Design und Ausstattung. Auf der ausführlichen Seite
von Herrn Krahe findet man neben vielen anderen Kameras im Detail auch die Baldinas, wonach ich meine auch bestimmt habe.
Eine unbekannte Kamera von einem Arbeitskollegen
In unserer Firma ist es schon bekannt: Ich beschäftige mich mit alten Kameras. Also bot mir ein Arbeitskollege im August 2009
diese kleine Faltkamera ohne Belederung für 5,-€ an. Da sie funktionierte, konnte ich natürlich nicht widerstehen. Wegen der fehlenden
Belederung und damit auch ohne jeglichen Hinweis auf den Hersteller, musste ich erst kräftig recherchieren, bevor ich sie
klassifizieren konnte. Es ist eine
Balda Baldina von 1937. Bis auf den Fokussierhebel und einen Blitzkontakt anstatt einem Drahtauslösergewinde ist sie mit
dem im Internet gefundenen Modell völlig identisch.
Links: identisch Objektiv und Verschluss. Rechts: anders der Blitzkontakt und Fokushebel.
Das Tessar hat deutliche Putzspuren. Der Klappmechanismus, Verschluss und Blende funktionieren einwandfrei. Ich musste die
Kamera nur etwas reinigen und konnte schon einen Testfilm fotografieren. Die Hälfte der Aufnahmen hatte leider Fehler durch
ein Lichtleck, und die Aufnahmen waren wie weichgezeichnet. Also dichtete ich die Scharnierinnenkanten mit selbstklebender
Velourfolie ab und zerlegte das Objektiv für eine gründliche Reinigung, da ich dort innen einen Schmierfilm entdeckt hatte.
Auch mit dem Filmtransportstop hatte ich Probleme. Nach dem Transport hakte es nach dem Drehen oft nicht ein, so hatte ich auch einige
Filmüberlappungen. Leider scheint hier der Mechanismus ausgeleiert zu sein oder es fehlt eine Feder, denn die Rückspulsperre
rastet auch nicht ein. Beim Filmtransport drehe ich also jedesmal nur soweit vor, bis der Filmzähler weiterspringt, was
dann auch funktionierte. Ein nächster Testfilm zeigte schöne scharfe Aufnahmen, nur das Lichtleck war nicht ganz dicht,
jedoch nur bei wenigen Aufnahmen und wesentlich weniger sichtbar. Die Fokusskala stimmt perfekt.
Ich hatte zuerst überlegt, ob ich eine neue Belederung anbringe. Doch sieht die Kamera so schön rustikal aus und ich lasse sie so.
Meine Baldina von oben...
...von hinten.
... und von vorne.
Fotografieren mit der Baldina
Um die Baldina zu öffnen drückt man oben rechts auf der Kamera den Knopf neben dem Bildzähler. Meine Baldina springt ziemlich
kräftig auf, hier halte ich den Deckel immer etwas fest. Um die Kamera zu schließen drückt man leicht gegen die unteren Schenkel
der Klappmechanik und die Kamera lässt sich wieder zusammenklappen. Vorher muss das Objektiv auf jeden Fall auf Unendlich
gestellt worden sein, sonst verkantet das Objektiv mit dem Kameradeckel. Den Rückdeckel kann man aufklappen, wenn man den
kleinen Hebel hinten beim Ledertragegriff hoch schiebt. Die Kleinbildpatrone kann man wie gewohnt einlegen, der Rückspulknopf
lässt sich dazu hochziehen. Den Bildzähler muss man selbst auf Null stellen. Nach jedem Transport muss man zum Weiterdrehen
den Filmtransportstop mit dem Knopf am Kameraboden entsperren, der wohl auch die Rückspulsperre löst (meine Baldina ist da
ja defekt).
Zuerst stellt man Blende, Belichtungszeit und Entfernung ein. Zur Einstellung der Belichtungszeit dreht man am äußeren
Ring. Die Belichtungszeit sollte man nie nach dem Spannen des Verschlusses verstellen!
Entfernung und Belichtung schätzt man oder benutzt externe Messer. Den Verschluss spannt man, indem man den
Hebel vorne neben den Belichtungszeiten hochzieht. Er muss auch für "B" gespannt werden. Der Auslöser ist oben
auf der Kamera links neben dem Sucher. Der Sucher hat einen Parallaxenausgleich, womit man den sichtbaren Bildausschnitt im
Sucher der Entfernung des Motivs anpassen kann. Dies ist besonders im Nahbereich bis etwa 4m wichtig.