Technische Daten:
- Faltkamera für 120er Rollfilm 6x6, mit Maske 6x4,5 (bei meiner Weltax nicht mehr vorhanden)
- Schneider-Kreuznach Xenar 75mm f/2.8 -f/16
- Compur Verschluss
- Belichtungszeiten: T, Bulb, 1", 1/2, 1/5, 1/10, 1/25, 1/50, 1/100, 1/250 Sek.
- 2 verschließbare Rotfenster auf der Rückseite zur Anzeige der Bildnummer, das untere für 6x4,5, das mittlere für 6x6
- Gewinde für Drahtauslöser am Objektiv
- Durchsichtsucher mit variabler Bildbegrenzung für 6x6/6x4,5 und Paralaxenausgleich nah und unendlich
Bei der Weltax-Serie des damals bei Dresden ansässigen Kameraherstellers Welta handelt es sich um eine recht robuste und gut verarbeitete
Faltkamera für 120er Rollfilm im Format 6x6, es gab auch eine Einlegmaske für 4.5x6. Die Serie wurde von 1938 bis in die
1950er Jahre produziert. Die Firma Welta arbeitete nach 1947 als volkseigener Betrieb bis etwa 1959, dann wurde die Marke
Welta vom Markt genommen und die Produktion den späteren Pentacon Werken zugeführt. Die Nachkriegsmodelle haben meist
einfacherere Verschlüsse (Tempor,Junior) und einfachere Optiken (Meritar,Trioplan).
Ein Falter mit f/2.8 Xenar und leichten Mängeln
Diese äußerlich sehr gut erhaltene Welta Weltax ohne Tasche ersteigerte ich am 11.08.2008 für 36,50 Euro bei ebay. Aufmerksam
wurde ich auf die Kamera, wegen des lichtsarken f/2.8er Xenars. Leider hatte das Objektiv meiner Weltax einen leichten Fungus,
der sich erfreulicherweise leicht entfernen ließ. Weniger erfreulich war, daß er schon Spuren in die Linse gefressen hatte,
was aber keinen Einfluss auf die Abbildungsleistung zu haben scheint. Alle Zeiten laufen sauber ab. Nur der Selbstauslöser
hakt und sollte besser nicht mehr betätigt werden. Auch eine Reinigung mit ein paar Tropfen Feuerzeugbenzin brachte keine
nachhaltige Besserung.
Interessant ist diese Weltax sicher wegen dem in diesen Kameras wohl recht selten verbauten Schneider-Kreuznach Xenar
Objektivs mit einer Lichtstärke von f/2.8. Ich habe im Internet viele Hinweise zur Weltax gefunden, aber nur sehr wenige
zu einem Modell mit einem solchen Objektiv. Die Kamera scheint mit dem Xenar recht selten zu sein, trotzdem hat eine solche Weltax
in einer anderen Auktion auch nur ca. 30€ eingebracht. Unter Sammlern scheint sich dieses kleine Schmuckstück noch nicht so
recht herumgesprochen zu haben.
Welches Produktionsjahr???
Nach den ersten Recherchen ließ die Ausstattung mit Compur Verschluss und Xenar schon auf ein Vorkriegsmodell schließen.
Doch eindeutig waren die Hinweise nicht und lange tappte ich dabei im Dunkeln.
Erst als ich 2 Jahre später zufällig auf ein Forenthema zur Weltax
des Fotogeräte-Forums der Firma Phototec stieß, gab es einen ersten konkreten Hinweis. Demnach lassen die Seriennummern
der Schneider-Kreuznach Objektive Rückschlüsse auf das Produktionsdatum zu. Nach weiterer Recherche fand ich eine
Seite der Firma Schneider-Kreuznach, auf der die
Herstellungsdaten der Objektive nach Seriennumern gelistet sind.
Am Schneider-Kreuznach Xenar meiner Weltax ist vorne keine Seriennummer, aber hinten im Balgen ist die Seriennummer 1341340 in
die Linsenfassung eingraviert. Demnach wäre das Objektiv zwischen Dezember 1937 und November 1938 hergestellt worden und diese
Weltax dann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch 1938.
Die Kamera hat am Verschluss die Seriennummer 5128 dicht am unteren Klappscharnier.
Mit einer Lupe konnte ich erkennen, daß hinter dem Scharnier noch 3 Kreise eingraviert sind, die wahrscheinlich als Platzhalter
für höhere Seriennummern dienen. Diese recht niedrige Fertigungsnummer weist auch auf eine Herstellung in der Anfangsproduktion
1938 hin.
Solide Bauweise
Die Weltax ist im Vergleich zu meiner Voigtländer Bessa deutlich stabiler gebaut und macht einen sehr soliden Eindruck. Sie wirkt
vergleichweise schwer gegenüber anderen Faltkameras. Das Xenar ist bei Offenblende deutlich schärfer als das Skopar der
Voigtländer.
Der einfache Durchblicksucher hat einen kleinen Hebel zur Einstellung für einen Parallaxenausgleich auf Unendlich- und Nahbereich
und einen weiteren kleinen Hebel um das Sichtfenster für das Format 4.5x6 zu verkleinern. Die Kamera hat auf der Rückseite
2 verschließbare Rotfenster. Oben neben dem Sucher ist ein Auslöseknopf, der über eine Mechanik den Verschluss bedient, was zu
jener Zeit nicht selbstverständlich war. Geöffnet wird die Kamera durch einen Knopf am Boden, eingefaltet wird sie durch gleichzeitiges
Eindrücken der Klappgelenke.