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Zenit 3M

produziert 1962 - 1970

Zenit 3M mit Industar-50 50mm f/3.5



Technische Daten:
- SLR Kamera für 135er Kleinbildfilm
- Zenit M39 Objektivgewindeanschlus für Wechselobjektive (ZM39)
- horizontal ablaufender Tuchschlitzverschluss
- Belichtungszeiten: Bulb , 1/30, 1/60, 1/125, 1/250 und 1/500 Sek.
- Schnellspannhebel mit Bildzähler
- Blitzsynchronisation 1/30 Sek. X und M
- Selbstauslöser
- 3/8 oder 1/4 Zoll Stativgewindeanschluss




Die Zenit 3M reiht sich ein in die Produktion von Spiegelreflexkameras der sowjetischen Firma KMZ. KMZ begann Anfang der 50er Jahre Spiegelreflexkameras mit dem Namen "Zenit" zu produzieren, die zuerst auf Basis der Gehäuse der ersten Zorki-Messsucherkameras entwickelt worden waren. Man übernahm zunächst auch den M39 Objektivgewindeanschluss und das Laden des Films über den Boden von den Zorkis. Wegen des Spiegelkastens konnte man aber das geringe Auflagemass (Abstand der Filmebene zur äußeren Kante des Gewindeanschlusses) von 28,8mm nicht beibehalten und musste es auf 45,2mm erweitern. Diesen Objektivgewindeanschluss nennt man daher "Zenit M39" bzw. ZM39 im Gegensatz zum üblichen M39 bzw. LTM (Leica thread mount) Anschluss. Die Objektive sind, obwohl sie dasselbe Gewinde aufweisen nicht zu den Kameras des jeweils anderen Bautyps kompatibel. Dies führt oft zu Verwirrungen.

Bei der Zenit 3M findet man noch den ZM39 Anschluss, aber bereits bei den Folgemodellen Zenit-E und Zenit-B ist man nach anfänglicher Verwendung des ZM39 Anschlusses zu dem in der Zeit üblicheren M42 Anschluss übergegangen. Der M42 Anschluss hat ein Auflagemass von 45,5mm, was nur 0,3mm weiter als bei ZM39 ist. Die ZM39-Objektive können daher mit Adapter auch an M42 Kameras verwendet werden, aber es kann nicht mehr ganz auf Unendlich fokussiert werden.

Die Zenit 3M ist das erste Modell der Serie, bei der man sich vom umständlichen Laden des Films über den Boden wie bei den Vormodellen verabschiedete und die nun als erste eine aufklappbare Rückwand hat. Die Zenit 3M hat aber noch keinen Rückschwingspiegel, d.h. der Blick durch den Sucher wird erst durch Spannen des Verschlusses freigegeben. Sie verfügt über einen Blitzanschluss, aber keinen Zubehörschuh. Die Zenit 3M war die erste sowjetische SLR die in großen Stückzahlen produziert wurde (mehr als 700000), daher ist ihr Sammlerwert meist recht gering und liegt nur bei etwa 5-20€. Besonders gut erhaltene Stücke mit Originalzubehör werden aber auch schon mal für 30-50€ verkauft.


Ein typischer ebay-Kauf

Zum Wunsch eine Zenit 3M zu kaufen gibt es eine Vorgeschichte ...
Im September 2009 war ich in Georgien in Tbilisi (Tiflis). Auf dem dortigen Flohmarkt gab es viele sowjetische Photographica, unter anderem erstand ich für 8€ ein Jupiter-9 85mm f/2.0 Objektiv mit "Rückdeckel" in Form einer Zenit 3M. Das Jupiter-9 war schwergängig und hatte einen Fungus, was ich komplett beheben konnte. Die Zenit 3M war dejustiert, aber ich konnte die obere Abdeckung zur Justierung nicht abbekommen. Somit war sie nicht mehr zu reparieren. Nach einiger Zeit wollte ich gerne eine Zenit 3M für mein Jupiter-9 und ersteigerte am 13.09.2010 eine für 13€ bei ebay...

Die Kamera war laut Beschreibung "gut erhalten und funktionstüchtig", das Foto sah gut aus. Jedoch war es wieder einmal ein typischer Ebay-Kauf. Die Kamera war ein muffiges "Kellerkind" und hatte folgende nicht beschriebene Mängel:

- das Industar-50 hatte starke Oxidationen, die Frontlinse Kratzer, dazu ein Fungus
- die Kamera war dreckig
- am Objektivgewindering fehlten 2 Schrauben, er hatte starke Oxidationen und war dadurch schwergängig (auch dreckig)
- der Verschluss lief zäh (hing fast) bei B und 1/30
- erste Testfotos nach der Reparatur zeigten Lichtlecks, innen fehlten 2 Schrauben
- die Schrauben der 3/8" Stativgewindehalterung waren abgebrochen, das Stativgewinde war so nicht nutzbar und drehte sich frei

Den Verschluss bekam ich mit etwas Feuerzeug-Benzin wieder leichtgängig. Die fehlenden Schrauben konnte ich von der alten Zenit ausschlachten. Sogar die Stativgewindehalterung bekam ich mit einem Trick wieder fest. Auch das Industar konnte ich vom Fungus befreien. Nun funktioniert die Kamera erst wirklich ... und sauber ist sie nun auch. Außerdem habe ich die Belederung an der Kamera stellenweise angeklebt und die zugehörige Ledertasche gefettet, poliert und offene Nähte geklebt. Ledertasche und Kamera verloren ihren muffigen Kellergeruch, nachdem sie 2 Wochen auslüfteten.
Bei meiner hier abgebildeten Zenit 3M handelt es sich um eine Exportversion mit lateinischer Aufschrift und eingravierten Ziffern auf dem Zeitenrad.


Zenit 3M mit Jupiter-9 85mm f/2.0



Fotografieren mit der Zenit 3M

Die Zenit 3M liegt überraschend gut in der Hand. Zum Öffnen der Rückwand zieht man auf der rechten Seite von vorne oben an der Klappe einen kleinen Hebel, dann springt die Rückwand auf. Zum Schließen der Rückwand drückt man diese fest an und schiebt den Hebel wieder ein. Zum Filmeinlegen muss der Rückspulknopf gezogen werden. Bei der Zenit lässt sich der Film in der Aufnehmerspule überraschend gut einlegen. Der Film wird in eine kleine Metallmanschette an der Aufnehmerspule geschoben, so daß eines der Führungslöcher des Films durch eine kleine Nase an der Spule gehalten wird, womit er auch automatisch richtig zum gezahnten Transportrad eingefädelt ist. Der Film rutscht ohne zu Haken nachher beim Rückspulen am Ende wieder aus der Manschette. Ich habe es selten erlebt, daß sich ein Film so problemlos ein- und ausfädelt. Den Bildzähler am Schnellspannhebel muss man manuell auf Null setzen, dazu dreht man einfach die Scheibe mit den Bildnummern an dem kleinen gezahnten Rad. Da der Verschluss noch denen der Zorkis zu ähneln scheint, verstelle ich die Verschlusszeit erst nach dem Spannen und habe damit keine schlechten Erfahrungen gemacht. Das Zeitenrad muss zum Verstellen erst etwas angehoben und dann gedreht werden.
Die Zenit 3M hat nur einen Rückkehrspiegel, der erst nach dem Spannen des Verschlusses den Blick durch den Sucher freigibt. Außerdem hat die Kamera keinen Mechanismus zur Blendensteuerung. Von der Fokussier- zur Arbeitsblende muss man manuell umstellen. Obwohl die Mattscheibe keinen Prismenring und kein Schnittbild hat, ist sie doch so gut mattiert, daß man recht gut scharf stellen kann. Der Sucher zeigt aber nur 65% des tatsächlich aufgenommenen Bildes. Das irritiert schon etwas, wenn man sich später seine Bilder anschaut. Zwischen Schnellspannhebel und Zeitenrad ist der kleine Rückspulknopf, den man während des Rückspulens gedrückt halten muss. Die Zenit 3M hat keine Rückspulkurbel und das Zurückspulen mit dem Rückspulknopf dauert schon etwas. Die Blitzsynchronisation ist bei 1/30 Sekunde und kann mit einem Hebel unter dem Zeitenrad zwischen X und M Synchronisation eingestellt werden. M ist für Blitzlichtbirnen, die heute nicht mehr erhältlich sind, X ist für Blitzgeräte. Hierbei fällt es negativ auf, daß kein Zubehörschuh an der Kamera ist. Insgesamt überrascht es aber doch, wie handlich das Fotografieren mit der Zenit 3M abläuft, was sicher auch auf die einfache Konstruktion zurückzuführen ist.

Die Aufnahmen mit dem Industar-50 wie auch dem Jupiter-9 sind bei mir durch relativ auffällige Kontrastschwäche gekennzeichnet. Ich empfehle daher leichtes Unterbelichten, eine Gegenlichtblende, einen vergüteten UV-Filter oder eine entsprechende Nachbearbeitung.


Aufnahmen von und mit meiner Zenit 3M aus meinem flickr Fotostream




Informative Links:
Zenit 3m bei cconin
Zenit 3m bei G.Struder