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Motorisierte Fokussierung

Der Laie mag nun fragen, wozu das Ganze ? An dem Fokus kann man doch drehen.
Doch die Praxis zeigt, daß gerade das feinfühlige Einstellen des Fokus, besonders bei hohen Vergrößerungen, zu einem Geduldsspiel werden kann. Da zittert das Teleskop bei jeder Berührung am Fokussierrad, das Bild wackelt erheblich und das genaue Fokussieren wird erheblich erschwert.
Ein Motor am OAZ, der mit einer Handsteuerbox geregelt wird, ist da überaus sinnvoll. Meine Erfahrungen bestätigen das auch, ich halte dies für eine der sinnvollsten Optimierungen.

Nachträgliche Anmerkung (März 2006):
Als ich diese Optimierung durchgeführt habe, gab es (zumindest meines Wissens nach ) noch keinen käuflichen Fokussiermotoren mit Steuerbox. Inzwischen habe ich so etwas für die einfachen Synta- Teleskope entdeckt. Der Preis ist absolut vertretbar und macht meine Optimierung für Synta Teleskope eigentlich überflüssig, da dieser Fokussiermotor nur 69,-- Euro kostet. Für Teleskope wo man diesen Fokussiermotor nicht einsetzen kann, ist meine Optimierung aber doch ganz sinnvoll. Zum Beispiel bei meinem GSO Newton.
Zum Grundaufbau und Adaption am Skywatcher bitte nur etwas runterscrollen.


Motorfokussierer am Skywatcher 150/750

Zuerst braucht man einen Motor. Doch welchen kann man dafür nehmen? Auf einer Internetseite erhielt ich Infos zum Motor und der Adaption. Die Adaption des Motors an den OAZ war da schon etwas aufwendiger. Erste Versuche mit dem ausgewählten Motor zeigten, daß für eine brauchbare Feinabstimmung beim Fokussieren mindestens eine 1:3 Untersetzung nötig war und eine Steuerbox mit regulierbarer Spannung. Ich hatte dann mehrere Versuche der Adaption vom Motor zum OAZ, hier möchte ich nur die endgültige Variante schildern. Mit Zahnrädern bekam ich die notwendige Untersetzung.
Bei Conrad-Electronic habe ich folgendes Zubehör gekauft: Nun wollte ich nicht am Tubus rumbohren, um den Motor zu befestigen. Da kam mir meine Tubusbremse gelegen. Ich besorgte mir noch einen Messingwinkel, wie er zum Anschrauben von Regalen verwendet wird, im Baumarkt. Diesen feilte und sägte ich mir passend. Wichtig ist, daß er keine Bohrungen, sondern eine Rille hat, damit man den Motor verschieben kann. Diesen Winkel klemmte ich unter die Tubusbremse zwischen Schlauchschelle und PVC-Ring. Durch den dicken PVC Ring am Tubus drückt sich der Winkel nicht auf den Tubus durch. Dann schraubte ich den Motor daran. Der RB 35 hat dazu drei kleine M3 Gewinde. Die passenden M3 Schrauben musste ich in der Länge erst zurechtsägen. Mit kleinen Unterlegscheiben hielt das ganze dann super an dem Winkel.

Hier können jetzt 1000 Worte nicht erklären wie das nun aussieht, also ein Bild davon:



Durch die etwas breitere Rille im Winkel kann der Motor nicht nur in der Höhe, sondern auch waagerecht exakt an das gegenüberliegende Zahnrad angepasst werden. Das kleine Zahnrad
(10 Zähne) passte mit der Bohrung auch genau auf die Motorwelle.
Die Anbringung des anderen Zahnrades an dem Fokussierrad war etwas schwieriger. In der Mitte des Fokussierrades war eine Kreuzschlitzschraube, die ich herausschraubte und durch eine passende lange Flachkopfschraube ersetzte. Auf dieser Schraube konterte ich mehrere Muttern gegeneinander und feilte sie dann mit dem Kopf der Schraube so zurecht, daß sich das andere Zahnrad (30 Zähne) dort befestigen ließ. Damit hat man eine weitere Untersetzung von etwa 1:3.



Eine Korrektur der Motorstellung musste ich bisher nur in der ersten Beobachtungsnacht vornehmen, und das ging mit einem kleinen Schraubenzieher sehr schnell. Bei vielen Beobachtungen hat diese Vorrichtung sonst gehalten und sich bis jetzt nicht verschoben oder ähnliches. Da man beim Transport sowieso vorsichtig ist, passiert dabei auch nichts.




Zugegeben, das sieht etwas merkwürdig aus, aber es funktioniert einwandfrei. Lediglich ein leichtes Shifting beim Wechsel der Drehrichtung habe ich wahrgenommen, und das auch nur bei Maximalvergrößerung. Aber das ist auch von der Qualität des OAZ abhängig.

Die Stromversorgung lief zuerst über die Autobatterie mit einem 8m langem Kabel an dem kleine Korkodoliklemmen waren. Die Steuerung des Skywatcher läuft nämlich nur mit 6 V. Heute benutze ich die 12V Stromquelle der Littlefoot mit. Der Motor hat eine Stromaufnahme von 80 mAh , das belastet nicht sonderlich zusätzlich.
Bei 12 Volt habe ich aber etwa 4 Umdrehungen/min durch die Untersetzung, was noch nicht feinfühlig genug ist.
Also braucht man eine Steuerbox um die Stromzufuhr zu regulieren und vor allen Dingen die Drehrichtung zu ändern.
Die Konzeption und Montage der Steuerbox hat mein technisch versierter Beobachtungskollege vorgenommen. Wer wie ich elektrotechnisch nicht so bewandert ist, kann sich diese Steuerbox gegen Aufpreis auch bei Conrad zusammenbauen lassen. Leider konnte mir mein Kollege noch keinen Schaltplan erstellen, daher müssen folgende Infos reichen.

Dazu braucht man wieder von Conrad: Der Drehzahlsteller regelt die Stromzufuhr des kleinen Gleichstrommotors problemlos. Ab einer gewissen Minimalspannung läuft der Motor dann zwar nicht mehr an, aber das ist dann schon langsam genug um mindestens bei etwa 230 facher Vergrößerung exakt fokussieren zu können. Die Umschaltung der Drehrichtung erfolgt einfach mittels Polumkehrung durch den Umschalter.


Die Steuerbox des Schrittmotors für die Stundenachse habe ich noch mit Kabelbindern aufgesattelt, damit man alles in einer Hand hat. Ein zusätzlicher Schalter ist zum Umschalten auf einen zweiten Motor, mit dem ich die Deklinationsachse ansteuere. Mit einem Klebestreifen habe ich die Schalterposition für den Fokussiermotor gekennzeichnet. Die Kabel-Buchsen am Gehäuse hatte mein Kollege noch im Sortiment, dazu kann ich leider keine Angaben machen. Als Stecker habe ich einfache steckbare Klemmleisten besorgt, eine sieht man rechts im Bild. Die Buchse dazu habe ich mit Gaffa-Tape am Motor befestigt. Keine elegante Lösung, aber es funktioniert fürs Erste. Rechts im Bild sieht man noch die Krokodilklemmen mit dem 8 m Stromversorgungskabel.
An Kleinmaterial (Winkel, Schrauben, Unterlegscheiben, Kabel, Buchsen) muss man etwa noch 15 bis 20 Euro ausgeben.
Insgesamt hat mich der ganze Spass also etwa 70 Euro gekostet.

Die Fokussierung ist jetzt absolut wackelfrei und exakt und ich habe vollen Beobachtungsgenuss bei bester Schärfe. Kein Warten bis der Tubus ausgeschwungen ist und nachfokussiern...einfach bestens. Das einzige was nervt ist die ganze Kabelei (besonders beim 8m Stromversorgungskabel), aber dazu suche ich derzeit noch eine geeignete Kabeltrommel.


Motorfokussierer am GSO 200/1000

Der Aufbau ist insgesamt so wie beim Skywatcher. Es braucht auch hier nicht am Tubus gebohrt zu werden und ist jederzeit in 5 Minuten wieder zurückzurüsten. Nur die Adaption des großen Zahnrades an den OAZ geht beim GSO wesentlich eleganter und die Anbringung des Motors am Tubus dient nicht zugleich als Tubusbremse.
Die Drehräder des OAZ sind nur mit einer Schraube auf der Welle festgeschraubt und lassen sich leicht abnehmen. Die freiliegende Welle hat einen Außendurchmeser von etwa 5mm. Da passen die Zahnräder mit 6mm Bohrung nicht drauf. Für die Adaption brauchte ich mir im Baumarkt nur ein Alurohr mit 6mm Außendurchmesser zu kaufen. Ein Stück wird davon abgesägt. Das Stück wird an der Längskante aufgesägt, damit die Konterschrauben später Anzugsdruck auf die Welle ausüben können. Mit einer kleinen Rundfeile wird der Innendurchmesser des Rohres etwas ausgefeilt und so an den Außendurchmesser der Welle angepasst. Nun braucht das Adapterstück nur noch in das Zahnrad gesteckt zu werden und mit diesem auf die Welle geschoben zu werden. Gewindeschrauben des Zahnrades anziehen, das wars. Das Zahnrad läuft prima rund, besser noch als am Skywatcher.

Das Zahnrad mit Adaption



Fertig montiert



Und in der Gesamtansicht



Derzeit suche ich noch nach einem passenden Gehäuse für den Motor, den Winkel werde ich auch noch etwas kürzen, damit es besser aussieht. Außerdem habe ich hier kleine 12V Klinkenstecker und Kuplung, anstatt der Steckleiste verwendet. Das hält besser.


Im Vergleich mit den sonst käuflich erwerbbaren Okularauszügen mit Motor für etwa 260 Euro ist der Aufwand von 70 Euro m.E. absolut angemessen. Ein schöner Crayford OAZ lässt sich so bestens motorisieren.