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Der GSO 200/1000 Newton

Zu meinem First Light mit dem GSO gibt es auch einen Beobachtungsbericht
Beachten sie bitte auch die Nachträge am Ende.

Technische Daten

Brennweite : 1000 mm
Hauptspiegel : 200 mm, parabolisch
Fangspiegel : original 50mm, optional 63mm
Obstruktion : ca. 25%/31,5%
Tubusgewicht : ca. 8,5 kg, Tubus, Schellen
OAZ : Kugelgelagerter 2" OAZ nach Crayford Prinzip
Hersteller : GSO, Guan Sheng Optik aus Taiwan, scheint speziell für TS hergestellt zu werden
Preis / Stand Jan. 2006 : 448 € (bei Teleskop Service. Tubus, Optik, Rohrschellen, 8x50 Sucher, Reduzierung auf 1,25", 50mm Verlängerungshülse)

Meine Eindrücke vom Teleskop

Mit der ADM bot sich nun die Möglichkeit ein größeres Teleskop einzusetzen. Trotz diverser Diskussionen im Internet um die Tragfähigkeit der ADM entschied ich mich für einen 8 Zoll Newton mit einem Meter Brennweite. Ich persönlich halte die Kombination für ausreichend stabil. Diesmal habe ich ein Teleskop des taiwanesischen Herstellers GSO ausgewählt, den ich bei der Firma Teleskop-Service bezog.
Am 27.01.2006 ist der GSO 200/1000 Newton gekommen, schnell geliefert und ordentlich verpackt. Am 28.01.2006 hatte er bereits sein First Light und ich war begeistert. Ein meiner Meinung nach rundum gelungenes Gerät für den Preis, daß ich mir von Teleskop-Service noch mit 2 Extras ausstatten ließ, die im Angebot mit dem GSO ausgesprochen günstig dazukamen.

Wie auf dem 1.Bild kam der GSO an, mit passendem weißen 8x50 Sucher
Auf dem 2. Bild mit Leitrohr und Winkelsucher, den ich wegen des besseren Einblicks bevorzuge.

GSO GSO mit anderem Zubehoer


Leider sieht es mit den Aufbauten nicht mehr so schön aus und der Winkelsucher passt nicht so ganz zum Tubus, aber hier ist natürlich die Funktionalität auf dem Feld wichtiger.
Mein Motorfokussierer ist auch schon angebracht.

Stellt man den Skywatcher mal neben den GSO wird der Unterschied von 6" zu 8" deutlich.

Groessenvergleich1 Groessenvergleich2


Ein Vergleich der beiden Marken Skywatcher und GSO liegt da jetzt natürlich nahe. Dies sind meine persönlichen Einschätzungen, das mag je nach Anspruch vieleicht auch anders gesehen werden.
In einigen Punkten ist der GSO qualitativ deutlich besser als der Skywatcher. Besonders beeindruckt hat mich zuerst natürlich der gute kugelgelagerte 2 Zoll OAZ nach Crayford Prinzip, der wunderbar feingängig und shiftingfrei arbeitet. Die Okularringklemmung ist auch überaus exakt. Ich habe mal meinen Justierlaser geklemmt (!) und hatte absolut keine Verschiebung!!! Der OAZ hält den Laser (und somit anderes Zubehör) in jeder Lage absolut shiftingfrei. Es war auch kein Durchbiegen des Tubus´ zu bemerken. Der Crayford ist aber durch die Kugellagerung sehr empfindlich bei schwerem Zubehör, leicht rutscht der Auszug durch. Damit dies getragen wird, muss die Konterschraube ziemlich stark angezogen werden, und er ist dann ziemlich schwergängig. Mein Fokussiermotor hat damit aber keine Probleme.

Zum Vergleich einmal der OAZ des GSO und des Skywatcher.

OAZ GSO OAZ Skywatcher


Ein 8" Skywatcher ist natürlich auch mit einem 2" OAZ ausgestattet, der aber in der Verarbeitung wohl dem 1,25" OAZ entsprechen dürfte. Der OAZ des GSO hat hier eine 50mm 2" Verlängerungshülse und Adaption auf 1,25", die im Preis inklusive waren. Ohne die Verlängerungshülse kommt man visuell nicht in den Fokus.
Auch die Verarbeitung der HS Fassung ist überzugend. Mit den Rändelschrauben lässt sich wunderbar manuell justieren. Außerdem sind Federn, die den HS bei der Justage in seiner Lage halten in der Fassung. Die Konterschrauben setzen nicht direkt auf der Metall Fassung auf, sondern auf kleinen Plastikunterlagen, dadurch kann die Fassung nicht so leicht verspannen. Die Justage macht richtig Spass am GSO und geht ohne Ruckeln oder Haken butterweich. Der Hauptspiegel liegt in der Spiegelfassung nicht verspannt und mit etwas Spiel auf Korkscheiben. Die Spiegelhalter aus Gummi müssen daher sehr feinfühlig angezogen werden, damit der Hauptspiegel justierstabil liegt und sich bei Lageänderung nicht verschiebt. Aber die Hauptspiegelfassung sitzt extrem stramm im ziemlich eierigen Tubus, so daß ein Ausbau der Spiegelzelle zum Geduldsspiel wird.
Der Fangspiegel ist auch mit einer Feder ausgestattet. Er ist schön leichtgängig mit einem Kreuzschraubenzieher zu justieren. So kann man die komplette Justage mit Handschuhen ausführen. Aber die Fangspiegelhalterung ist aus Plastik, so daß sich die Justageschrauben im Laufe der Zeit einbohren.
Am Skywatcher waren einfache Kreuzschrauben an der Hauptspiegelhalterung, die ich gegen Rändelschrauben ersetzen wollte, doch bei dem hohen Preis von Rändelschrauben hatte ich einfache Innensechskantschrauben verwendet. Hier steckt die Spiegelzelle aber deutlich leichter im nicht ganz so unrunden Tubus. Der Fangspiegel ist am Skywatcher teilweise etwas ruckelig mit einem kleinen 6-Kantschlüssel zu justieren, aber die FS Halterung ist aus Metall.

Links der GSO, rechts der Skywatcher

HS GSO HS Skywatcher


Als Bonbon hat die HS Fassung auch noch einen Lüfter der kalte Aussenluft auf den Spiegel zur besseren Temperierung bläst. Oft wird ein saugender Lüfter gegen Tubusseeing empfohlen, der dicht mit dem Tubus abschließt. Doch der Lüfter beim GSO ist dafür eben nicht gedacht, sondern lediglich zur besseren Temperaturanpassung. Diese Aufgabe erfüllt er auch recht gut. Daß der Lüfter sogar Tubusseeing erzeugen soll, wie gelegentlich behauptet, konnte ich definitiv nicht feststellen.
Auch das Spiegelmaterial ist aus etwas besserem BK7 Glas. Unter extremen Bedingungen bei
-5° und weiter auf etwa -10° fallenden Temperaturen war der GSO nach einer Stunde in der Lage am Saturn ein Tubusseeingfreies Bild zu liefern. So lange brauchte auch der Skywatcher mit kleinerem Spiegel unter ähnlichen Bedingungen. Der Lüfter temperierte den Spiegel auch weiter gut nach. Die Halterung des Lüfters stützt auch noch den HS zusätzlich, damit liegt er sehr solide in der Fassung.
Übrigens sind die Rändelschrauben so lang, daß man den Tubus getrost aufrecht stellen kann, ohne daß der Lüfter beschädigt wird.

Die Optik ist, soweit ich das beurteilen kann, beim GSO sehr gut. Das kann man wegen der größeren Öffnung des GSO nur am Sterntest vergleichen. Ich bin aber kein Sterntestprofi, daher kann ich nur die Angaben machen, die ich auch einzuschätzen vermag.
Nun hatte mir der Skywatcher ja schon viel Spass gemacht, doch die Intra- und Extrafokal defokussierten Bilder sahen sich deutlich nicht ähnlich, es schien auf eine sogenannte abgesunkene Kante hinzudeuten. Trotzdem war die Optik, wie sich an Planeten zeigte überaus brauchbar.
Beim GSO zeigte sich bis auf eine leichte Unschärfe intrafokal keinerlei Unterschied in den defokussierten Beugungsscheibchen. Außerdem waren die Beugungsringe schön klar abgegrenzt, was für eine glatte Spiegeloberfläche sprechen soll und schön rund. Keine Anzeichen von Astigmatismus (ovale Form der Beugungsscheibe). Am Saturn war ich einfach nur baff, Rillenstrukturen in den Ringen waren da zu sehen. Bis 400 fach konnte ich vergrößern und soweit es das Seeing zuließ erkennen, daß das Bild immer noch scharf war.
Leider wird die gute Optik des GSO durch zwei Schönheitsfehler etwas getrübt. Der Hauptspiegel misst nicht 8"(203mm) sondern nur 7,76" (198mm). Der Skywatcher hatte mit 152mm fast genau 6". Außerdem sind zwei Stellen am Rand von ca. 1,2 cm Länge und 1mm Breite nicht verspiegelt! Diese Stellen liegen so ungünstig, daß nur eine durch die Hauptspiegelhalter bedeckt werden kann. Sicher hat man dadurch keinen gravierenden Lichtverlust, aber unschön ist es schon.

Der Tubus ist beim GSO etwas dickwandiger und sauberer gefalzt, und die Justierstabilität etwas besser als beim Skywatcher. Die Justage verändert sich durch komplettes Anziehen der Rohrschellen beim GSO nur um 1mm innerhalb der Mittelmarkierung. So stramm braucht man die Rohrschellen aber normalerweise nicht anzuziehen, da die Rohrschellen auch ohne Klemmung schon recht stramm sitzen. Beim Skywatcher hatte ich damit große Probleme. Hier wanderte der Laserpunkt um einige Milimeter ausserhalb der Mittelmarkierung, und das schon, wenn ich die Rohrschellen nur so anzog, um den Tubus zu halten. Beim Drehen in den Rohrschellen und erneuten Anspannen zeigt der GSO etwas weniger Veränderungen in der Justage als der Skywatcher. Aufgrund der weniger stramm sitzenden Rohrschellen, konnte ich visuell den Skywatcher aber mit einer Tubushalterung (Tubusbremse) benutzen, wodurch dies kein Problem mehr war. Beim GSO ist es da schon aufwendiger den Tubus zu drehen, da man die Justage nochmal kurz korrigieren muss.


Normalerweise hat der GSO einen 50mm Fangspiegel. Dieser GSO wurde fotografisch und für Übersichtsbeobachtungen zuerst ohne Aufpreis mit einem 63mm Fangspiegel ausgestattet, er hat also etwa 32% Obstruktion. Da mich auch mal interessiert, ob 25% Obstruktion einen sichtbaren Kontrastgewinn gegenüber 32% ausmacht, wurde für einen Bruchteil des normalen Preises ein 50mm Fangspiegel auf Halterung dazugegeben. Der 63mm Fangspiegel ist mit und der 50mm Fangspiegel ohne Offset auf der Halterung angebracht. Der Offset muss beim original 50mm Fangspiegel in der Querachse zum Tubus durch verstellen der Spinne eingestellt werden, wenn gewünscht. Der Skywatcher hatte hier einen Vorteil durch einen bereits mit Offset auf der Halterung angebrachten Fangspiegel.

Da der GSO an den Rohrschellen oben keine Bohrungen für Zubehör (Kamera, Leitrohr) hat, und ich auch noch eine Prismenschiene für den Tubus brauchte, wurden mir als Lösung zu einem guten Preis 2 Prismenschienen und eine Prismenklemme angeboten, incl. Montage der Prismenschiene zur Aufnahme der Prismenklemme. Die Skywatcher Rohrschellen haben bereits oben eine 1/4"Bohrung für Zubehör, Prismenschienen müssen aber auch zusätzlich erworben werden.

Das Leitrohr an der Prismenklemme montiert

Leitrohr


Diese Lösung scheint ausreichend stabil zu sein und ist komfortabel zugleich. Ein großer Vorteil ist außer der leichten An- und Abnahme die Möglichkeit der Gewichtsverlagerung des Zubehörs auf der Prismenschiene.
Zu den Rohrschellen muss ich noch sagen, daß sie den Tubus ziemlich stramm halten. Er lässt sich für besseren Einblick ziemlich schwer drehen bzw. die Rohrschellen müssen komplett geöffnet werden. Allerdings rutscht er sogar bei gelösten Rohrschellen auch nicht raus. Bei der Grösse und dem Gewicht ist das aber vieleicht gar nicht so schlecht. Eventuell kommt man hier ohne "Tubusbremse" aus. Ist der Tubus auf der Montierung waagerechten gestellt, kann man getrost die Rohrschellen aufklappen, und der Tubus liegt ohne rauszurutschen sicher. Die Rohrschellen müssen auch nicht stark angezogen werden, damit der Tubus sicher hält. Die Rohrschellen lassen sich also recht komfortabel und einfach auf- und wieder zuklappen. Das muss ich aber noch mehrfach in der Praxis ausprobieren, wie ich damit klarkomme.

Ich bin mit dem GSO nach dem First Light nicht nur sehr zufrieden sondern begeistert. Einen solch großen Qualitätssprung hatte ich nicht erwartet.
In der Summe macht die gute Optik in Kombination mit der Justierstabilität und der solide OAZ beim Beobachten viel mehr Spass und lässt kleine Mängel in den Hintergrund rücken. In diesem Preissegment kann man auch nicht das perfekte Teleskop erwarten.

GSO und Skywatcher aufgebaut

2 Teleskope


1. Nachtrag

Mehrere Beobachtungsnächte haben nun doch gezeigt, daß der Tubus genauso justieranfällig, wie der des Skywatcher ist. Da die Rohrschellen so eng sitzen, kann die Tubusbremse nicht angewandt werden, was ein echtes Problem darstellt. Eine Dejustage nach Transport zeigte sich inzwischen auch jedesmal deutlich. Beim First Light war mir das so wirklich nicht aufgefallen, sei es aus Freude an dem Teleskop oder wegen der extremen Kälte.
Aber wenn der GSO in den Rohrschellen nicht gedreht wird, bleibt er bei Schwenks im Gegensatz zum Skywatcher justierstabil.


2. Nachtrag / Wichtiger Optimierungstip!

Die Dejustage lag nicht am Tubus, wie anfangs vermutet, sondern an der Fangspiegelhalterung. Ich habe eine dicke Unterlegscheibe an die Plastikhalterung des FS geklebt, so daß sich die Justageschrauben nicht mehr ins Plastik bohren. Überraschenderweise verbesserte sich die Justageinstabilität erheblich !!! Die Justage des GSO ist jetzt nur noch nach dem Transport geringfügig zu korrigieren.
Eine Tubusbremse konnte ich inzwischen auch am GSO basteln. Zwar dreht sich der Tubus manchmal recht schwer, aber es ist brauchbar.


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